Oldtimer als Geldanlage? Ja, aber...

18 Juli, 2018

Wenn die sprichwörtlich sparsamen Schwaben zu hohen Investitionen in altes Blech raten, dann sorgt das für Aufmerksamkeit,

manchmal sogar weltweit. So meldete jetzt der Informationsdienst Bloomberg aus New York erstaunt: ?Banker aus der wichtigsten Auto-Region Deutschlands raten zur Geldanlage in einheimische Oldtimer." Ein Porsche 911 zum Beispiel habe in den vergangenen 15 Jahren immerhin 683 Prozent an Wert gewonnen. Gelesen hatten die Bloomberg-Experten die Nachricht im allj?hrlich erscheinenden Oldtimerindex der S?dwestbank aus Ulm. Und der erlebte im vergangenen Jahr in der Tat eine Trendwende.

?Nach dem doch deutlichen R?ckgang 2016 verzeichneten wir 2017 wieder einen leichten Aufw?rtstrend im Oldtimerindex?, sagt Jens Berner, Oldtimer-Experte bei der mittelst?ndischen Regionalbank. ?Der Preis des stark gewichteten Mercedes 300 SL war im Jahr 2016 bedeutend gefallen, hielt sich im letzten Jahr jedoch stabil?, erkl?rt Berner, der selbst keinen Oldtimer besitzt und ?ffentliche Verkehrsmittel bevorzugt. W?hrend 2016 die Wertentwicklung des Oldtimerindex im negativen Bereich lag, verzeichnet er 2017 wieder einen Zuwachs von rund drei Prozent. Am Stichtag 01. Januar 2018 lag der Index bei 403 Punkten.

Den Oldtimerindex der S?dwestbank gibt es seit 2010 um die Wertentwicklung s?ddeutscher Autoklassiker mit anderen Anlageformen zu vergleichen. In den Index aufgenommen werden 20 Modelle von Automobilherstellern aus Baden-W?rttemberg, Bayern und dem s?dlichen Hessen. Die Berechnung des OTX basiert unter anderem auf der Auswertung von Preisangaben des Fachmagazins ?Motor Klassik", den Anfangswert des Index legte die S?dwestbank auf 100 Punkte im Jahr 2005 fest.

Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Oldtimer stieg 2017 weiter an auf 674 949 Pkw. Doch nicht jeder Oldtimer besitzt das begehrte H-Kennzeichen. Das bekommen nur Kraftfahrzeuge, die ?lter als 30 Jahre und in gutem sowie originalen Zustand sind und als historisches Kulturgut gelten. Dann gibt es f?r sie unter Umst?nden Vorteile bei Steuer und Versicherung, eine Umweltplakette brauchen sie auch nicht. Doch auch hier nahm die Anzahl zu: Zum 01. Januar 2018 waren es 477.386 Autos.

?Die zunehmende Begeisterung f?r Oldtimer zeigt sich auch in den zahlreichen Oldtimer-Museen, -Rallyes, -Treffen, -Ausfahrten und ?Messen?, glaubt Jens Berner. Die deutschen Marken seien besonders beliebt: Knapp 70 Prozent aller Fahrzeuge, die ?lter als 30 Jahre sind, stammen von deutschen Herstellern. Daher ist nach Meinung der Fachleute der S?dwestbank die Nachfrage nach historischen Fahrzeugen gro?. Sie gelten nach wie vor als wertstabile Investition, was sich auch im Vergleich mit Aktien und deutschen Staatsanleihen zeigt: W?hrend der deutsche Leitindex DAX seit 2005 um rund 203,51 Prozent wuchs und der Euro-Stoxx-50-Performance-Index um 73,93 Prozent anstieg, legte der OTX um 302,63 Prozent zu. Der REX-P f?r deutsche Staatsanleihen wuchs in diesem Zeitraum um 58,22 Prozent.

Dennoch ist Vorsicht geboten. ?Wir empfehlen den Kauf eines Oldtimers aus Renditegesichtspunkten erst ab einem Kaufpreis von rund 100 000 Euro?, sagt Berner. F?r Anleger, die auf der Suche nach alternativen Investments sind, eignen sich seiner Ansicht nach Autoklassiker grunds?tzlich nur als Beimischung zum Gesamtverm?gen. Dieser Anteil sollte nicht mehr als f?nf bis zehn Prozent des Verm?gens ausmachen, denn es m?ssen bei einem Kaufpreis von beispielsweise 100 000 Euro rund vier Prozent pro Jahr Nebenkosten einkalkuliert werden. Dar?ber hinaus belasten einmalig das Gutachten, j?hrliche Steuern, Versicherung, Garagenmiete, Wartung und Reparaturen den Geldbeutel zus?tzlich. Ratsam ist f?r Interessenten immer der Gang zu einem Oldtimergutachter. Sonst kauft man wom?glich die Katze im Sack ? beziehungsweise eine auf Hochglanz polierte Rostlaube. ampnet/hrr

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